Autoritarismus

zwischen extremer Rechter und latentem Vorurteil
Vortrag und Diskussion mit Lukas Gödde


22.10.2009 – 19 Uhr –
Club Courage
Friedensstraße 42 (Hinterhof)


Die am häufigsten bemühten Ansätze zur Erklärung extrem rechter Einstellungen, sei es im Kontext von Wahlerfolgen entsprechender Parteien oder im Zusammenhang einer der erschreckend regelmäßig stattfinden Gewalttaten, zielen in der Regel auf die soziale Situation des delinquenten Klientels ab. Dieses empfände sich als Verlierer gesellschaftlichen Wandels, sei aufgrund sich auflösender soziopolitischer Milieus orientierungslos, fürchtete um seinen sozialen Status oder sei etwa aufgrund von Arbeitslosigkeit mit diesem schlicht unzufrieden und würde sich deswegen rassistischem und antisemitischem Denken zuwenden und entsprechend aktiv werden. Gemein ist diesen Ansätzen, dass sie zwar einen plausiblen Erklärungsbeitrag leisten können, wenn es um die Frage geht, warum Menschen eine Art von – im weitesten Sinne – rebellischer Aktivität entfalten. Gänzlich offen bleibt jedoch, warum – um an dieser Stelle selbst ein Stereotyp zu bedienen – der arbeitslose Jungmann vom Lande ausgerechnet den indischen Pizzabäcker oder das schwule Pärchen von Nebenan zum Ziel seines rebellischen Impulses macht.

Was macht also Menschen dafür anfällig, auf tatsächliche oder auch nur empfundene Bedrohungen mit dem Ausschluss von Minderheiten aus der Gesellschaft zu reagieren oder gar aktiv gegen diese vorzugehen? Was zeichnet das potentiell faschistische Individuum aus? Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit das latente Vorurteil in manifeste Gewalt umschlägt und was bedeutet es, wenn es latent, aber dennoch vorhanden bleibt? Autoritarismuskonzepte bieten hier vielversprechende Erklärungsansätze. Der Vortrag soll einen Überblick über die Klassiker der Autoritarismusforschung geben, in die theoretischen Hintergründe einführen und die Forschungsmethoden diskutieren. Hierbei sollen auch empirische Befunde und aktuelle Studien vorgestellt werden. Im Zentrum stehen das Konzept der Authoritarian Personality von Adorno et al., mit der als Instrument zur Erfassung antidemokratischer Trends entwickelten F-Skala, sowie die darauf aufbauenden Arbeiten von Altemeyer zum Right-Wing Authoritarianism. Abschließend können gemeinsam Folgerungen und Gegenstrategien diskutiert werden.

 

Lukas Gödde studiert Sozialwissenschaft in Bochum und bereitet neben einem Projekt zur politischen Partizipation von Studierenden gerade seine Diplomarbeit vor.