!!ACHTUNG:
DIE VERANSTALTUNG MUSS KRANKHEITSBEDINGT LEIDER AUSFALLEN!!
Thesen zur Kritik der neoliberalen
Transformation der Universität
Vortrag und Diskussion mit Heinz Gess
06.01.2010 – 19 Uhr – S8 (Schloss der Universität)
Schlossplatz 1
Die Studiengebühren sind Bestandteil eines in all seinen Komponenten autoritären, Studierende und Hochschullehrer gängelnden und von oben herab disziplinierenden Hochschulfreiheitsgesetzes. Es liquidiert die Mitglieder der Hochschule als politische Subjekte und qualifiziert die Lernenden nur noch zur Verwendung als verdinglichtes, politisch entmündigtes Humankapital. Der Privatbürger ist für sie der „Mensch schlechthin“. Davon, dass der politische Bürger in einer kapitalistischen Gesellschaft mit einer liberalen, demokratischen Staatsform noch etwas anderes sein sollte als ein Privatbürger, nämlich ein aktiv am demokratischen politischen Prozess teilhabendes politisches Subjekt, weiß die Hochschulreform nichts. Sie negiert die Studierenden als politische Subjekte und jene Fähigkeiten und Bildungsinhalte vollständig, die Menschen sich aneignen müssen, um selbsttätig als wirkliche Demokraten Gesellschaft zu machen. Die neoliberale Hochschulreform könnte darum ebenso gut auch ein Hochschulregime in total autoritären Staaten sein.
Auch das macht deutlich, wohin die Reise geht: zu einer substanzlosen Demokratie ohne Demokraten. Die Liquidierung der Hochschulmitgleider als Politische Subjekte ist Teil des antidemokratischen autoritären Regimes, das Freiheit verspricht, aber damit nur die Anarchie des Marktes meint, die die Disziplin der Fabrik als der Verwertungsstätte des Kapitals erzwingt. Kritik hat deshalb die Dialektik des Umschlags von Freiheit in Unfreiheit und Gängelung, die sich heutzutage als „Aufbruch“ und „Ruck“ deklariert, zu begreifen, nicht damit der Menschn das trost- und phantasielose Gehäuse neoliberaler Hörigkeit als "alternativlos" (Gerhard Schröder) hinnehme, sondern es zerbreche und - mit den Worten eines bekannten Philosophen - "seine Wirklichkeit gestalte wie ein enttäuschter, zu Verstande gekommener Mensch".
Heinz Gess, Diplomsoziologe (Abschluss in Münster 1972), 1972 bis 1977 angestellter Lehrer an Gymnasien in NRW, Promotion zum Dr. der Sozialwissenschaften (1977) in Bielefeld, Professor für Soziologie an der FH Bielefeld seit 1978 – Heute, Schwerpunkte: Gesellschaftstheorien und Soziologie des abweichenden Verhaltens und der sozialen Kontrolle, Herausgeber des "Kritiknetz - Zeitschrift für kritische Theorie der Gesellschaft" (www.Kritiknetz.de).